Exkursion nach Auschwitz – Tag 2

by admin
Exkursion nach Auschwitz – Tag 2

Erstmal müssen wir uns dafür entschuldigen, dass wir uns erst heute melden und über den gestrigen Tag berichten. Warum? Das erfahrt ihr am Ende unseres heutigen Eintrags.

Schon am ersten Tag konnten wir viele Eindrücke über die Greueltaten hier in Auschwitz sammeln, doch was uns am heutigen Tag in Birkenau erwartete, konnte keiner ahnen.

Schon nach Verlassen des Busses waren wir schockiert über die Größe des Lagers. Die weiten Zäune und schon der Anblick des Haupttores, den alle Transporte durchfahren mussten, bereiteten uns wieder eine Gänsehaut. Nachdem wir den Turm der SS-Hauptwache bestiegen hatten, konnten wir das gesamte Gelände überblicken. Niemand von uns hatte sich auch nur ansatzweise vorstellen können, wie riesig dieses Lager war. Holz-, und Steinbaracken standen ursprünglich hier, in denen Häftlinge unter schlimmsten Bedingungen untergebracht waren. Allerdings nur für kurze Zeit, denn sie erwartete der Tod durch Arbeit oder Gas. Kinder, Frauen und Männer aus allen Herrenländern, unter ihnen vor allem Juden.  Das Ganze verteilte sich auf 40 km2. Für uns unvorstellbar. In einer 4-stündigen Führung konnten wir uns nun ein Bild über den dort herrschenden Alltag machen. Bestimmt von Krankheit, Tod und Angst mussten hunderttausende Häftlinge dahinvegetieren.

Die Stimmung gelangte schnell auf den Tiefpunkt. Geschockte Gesichter, Kopfschütteln und Unverständnis darüber, dass Menschen anderen Menschen so etwas antun konnten! Nachdem wir uns von dem Schock und der Kälte wieder einigermaßen erholt hatten, ging es in unserem Programm schon weiter. Ein Zeitzeuge besuchte uns in der Begegnungsstätte und berichtete über seine Zeit in Auschwitz. Wir waren sehr erfreut darüber, dass uns dieser Programmpunkt ermöglicht wurde, da es leider immer weniger Menschen gibt, die über diese Zeit reden können. Sehr erschreckend war die Häftlingsnummer, die wir sonst nur von Bildern kannten. Im Anschluss hatten wir die Möglichkeit, Fragen an den Zeitzeugen (geb. 1926) zu stellen.

Während unserer täglichen Feedbackrunde versuchten wir, unsere Emotionen zu bündeln.

Unterm Strich blieben: UNFASSBAR, UNBEGREIFLICH, ENTSETZT, INHUMAN, SCHOCKIERT, ENTTÄUSCHT, TRAURIG und hoffentlich LEHRREICH.

Umso wichtiger ist es, sich mit dieser Zeit zu beschäftigen, das haben wir spätestens jetzt verstanden.

Aber für uns kam es an diesem Tag noch schlimmer: „Grauzone“!

Ein Film, der das am Vormittag gesehene für uns lebendig werden ließ. Darüber zu sprechen fällt uns schwer. Es würde sowieso niemand verstehen, der nicht in Birkenau war.

Nur soviel: Alle verließen still den Raum und gingen auf ihre Zimmer, um das Gesehene und die Erlebnisse des Tages zu verarbeiten.

Und nun wisst ihr auch, warum wir gestern nicht mehr im Stande waren über den Tag zu berichten.

Auch wenn die geplante Kranzniederlegung am Mahnmal in Birkenau mit Frau Ministerin Klaubert nicht stattfinden konnte, war es für uns ein sehr bewegender Tag. Von hier aus übermitteln wir die besten Genesungswünsche. Wir wünschen euch ein schönes Wochenende. Wir machen weiter!

Niklas Renner